Es war wieder einmal etwas ganz Besonderes, was voll und ganz nach meinem Geschmack war. Aber alles einmal der Reihe nach. August, die Höhe des Sommers, die Ernte ist bereits im vollen Gange und auch die Krähen haben Jagdzeit.
Gewiss, dies war so etwas, was ich noch nicht in voller Gänze ausgeübt habe – hatte es bisher immer eine Gelegenheit mit der Flinte gegeben, so wurde die Krähe, die da saß, gemäß Jagdzeit erlegt. Aber das vollumfängliche Abenteuer Krähenjagd, war dann doch noch ein völlig unberührtes Kapitel in meinem jagdlichen Abenteuerkatalog.

Wenn ich dann so was in Angriff nehme, dann möchte ich das auch richtig tun und vor allem Anfängerfehler vermeiden, welche sich womöglich fälschlicherweise in mein Hirn einbrennen. Meist ist für diesen Fall der Fälle ein ausgefuchster, passionierter Jäger doch die richtige Anlaufstelle. Gesagt, getan – so ging es für mich zu meinem Freund Toni aka Tactical Toni, um mir einen Crashkurs in puncto Krähenjagd zu Gemüte zu führen.
Angekommen, erzählt, gegessen und den Blind geschnappt und nach einer vielsagenden Stelle im Revier gespotted. Schon während der Fahrt, merkte man diese Begeisterung im Erzählen – wo ich wusste, dass ich hier definitiv an der richtigen Adresse gelandet bin.
Schon während der Fahrt ging das Learning los und wurde alsbald auch schon wieder versucht theoretisch umzusetzen. „Wie ist diese Stelle hier, ich mein, wir haben ja gut Mais.“ „Ja, aber die Stromleitungen sind hier im Weg und die potenziellen Schlafbäume sind auch in der Nähe.“ „Schau an, er hat mir doch tatsächlich richtig zugehört.“

Nach doch etwas anfänglicher Enttäuschung hatten wir einen sehr guten Platz gefunden. Ein Maisschlag, mit davorliegender Freifläche, die weit abgelegen von irgendwelchen Schlafbäumen lag. Wir nahmen die Strommasten im Rücken mit Zähneknirschend in Kauf, da wir sonst einen doch schlechteren Platz beziehen hätten müssen. Blind aufgebaut und heimgefahren und uns dem Thema Tarnen und Täuschen par excellence zu widmen.
Was soll ich zu der Vorstellung und der Bewertung der unterschiedlichen Tarnmuster noch sagen, außer dass man daraus einen eigenen Beitrag schreiben könnte? Es ist doch immer wieder faszinierend, wie sehr man die Kleidung doch als selbstverständlich bewertet, das WARUM und das WIE oftmals einfach nicht hinterfragt. Ein perfekter Abschluss und willkommene Begrüßung zu dem, was am nächsten Morgen auf dem Programm stand.

Gemäß dem Motto „Nachts sind alle Katzen grau“ ging es auch schon im Dunklen morgens los: Ausgeladen und rasch das Lockbild mit Wächterkrähen aufgebaut, Auto weit weg geparkt, Flinten geschultert und ab zum Blind ins Maisfeld. Mit der einsetzenden Dämmerung das
Lockbild noch etwas optimiert. Die leichte Dämmerung am Morgen verhieß einen guten Tag, der mit hoffentlich mit reichlich Strecke belohnt werden sollte. Da saß ich nun mit Toni an meiner rechten Seite und wartete oldschool ohne Handy Getippe auf die Dinge, die da noch kommen sollten.
In der Entfernung verließen die ersten Krähen ihre Schlafbäume und flogen der Dämmerung entgegen. Was mir tatsächlich nie so wirklich aufgefallen war, ist, dass es nicht die Amseln sind, die als erstes den Morgen erkunden, sondern die Krähen. Hier und da vernahmen wir den Ruf einzelner Krähen, die sich aber nicht in unsere Richtung bewegten. Also hieß es wieder einmal warten und schauen was da kommt. Aber die Zeit des Wartens vertreibt man sich ja bekanntlich am besten, wenn man fachsimpelt, Witze erzählt oder sich gegenseitig auf die Schippe nimmt.

Ab und an wurde dieses kurzzeitige Bild vom Lockruf der Altkrähe oder der Jungkrähe durchbrochen. Ja, selbst ein Krähen-Duett ließ sich aus dem kleinen Tal vernehmen.
Und tatsächlich:
Die ersten Frühaufsteher waren in ihrer Dreierformation unterwegs, eräugten das doch einladend aussehende Lockbild und flogen auf uns zu. Idealer konnte die Eröffnung des Tages nicht sein:
2 Schützen, 4 Patronen und nur 3 Krähen zu Beginn. Die Flinten gingen nach oben, sie flogen auf uns zu, waren zwar etwas verhalten, aber das Landefahrwerk wurde letztlich ausgefahren um zu landen. Der Schuss brach, ein „Zu früh und zu tief“ folgte, man analysierte die Situation. Was war passiert?

Die doch als sehr nah erschienene Krähe, war dann einfach nicht nah genug! Merken, Kopf resetten und nach vorne blicken und die nächste
Möglichkeit nutzen. Die nächste Möglichkeit sollte auch nicht lange auf sich warten lassen – doch sie blieb von uns gänzlich ungenutzt. Warum? Kennt ihr Hitchcocks – „Die Vögel“ der Film mit den vielen Vögeln? Ja, genau der Film, bei dem der große Schwarm eintrifft.
Davon abgesehen, dass es waidmännisch überaus verwerflich und abzulehnen ist in einen Schwarm zu schießen, so ist der einfache Grund schnell benannt: Zeugen.
Es sind zu viele Zeugen, weshalb wir uns an diesem Morgen auch nur auf die Nachzügler oder kleine Grüppchen fokussiert haben. Keine Zeugen, keiner kann es weitergeben, somit wird nie jemand erfahren was passiert ist und wird zukünftig misstrauisch sein.


Und wie prophezeit, es sollte nach den größeren Schwärmen immer wieder Nachzügler kommen, die sich täuschen ließen. Und hier sollte das Reflektieren und Analysieren des vorherigen Fehlers helfen. Sie näherten sich, die Flinten gingen in den Anschlag und die Krähen flogen ein – die Schüsse brachen und die Krähen fielen in das Lockbild. Diese wurden nach vorheriger Himmelsbeobachtung schnell entfernt, um bei den anderen Krähen kein Misstrauen zu erzeugen.
Wir konnten am Ende des Morgens eine kleine, aber dennoch feine Strecke zu zweit verbuchen, die aber auch besser hätte sein können. Auch hier kann ich nur wiederum sagen, dass Training alles ist und werde dieses fortführen. Die Standards sollten somit passen, aber auf der Jagd kann auch eben alles passieren und man muss reagieren können.

Auch wenn wir uns einig sind, dass die Entnahme und damit die unweigerliche Verbindung des Tötens kein Spaß ist, so ist dieses gesellige, Miteinander mit den richtigen Leuten um einen herum eine riesengroße Abwechslung, die sehr viel Spaß bedeutet. Spaß im Sinne der Unterhaltungen, der geselligen Runde und des ganzen Drumherums und nicht am Töten.
Probiert es aus und teilt eure Erfahrungen – ich bin gespannt.
Waidmannsheil!
Euer Jannik
PS: Die passende Flinte gesucht? Dann solltet Ihr bei Caesar Guerini vorbeischauen. Und speziell für Damen empfehle ich die Syren Damenflinten – echte Schmuckstücke.

Unser Autor:
Jannik Hennefarth
Jannik Hennefarth lebt für die perfekte Schrotgarbe, die Jagd und die feine Wildküche. Als erfahrener Flintenschütze und passionierter Koch verbindet er jagdliches Know-how mit kulinarischer Raffinesse. In seinen Beiträgen teilt er Insiderwissen, Tipps zur Waffenwahl und köstliche Wildrezepte – perfekt für alle, die Schießkunst und Genuss vereinen wollen.